Landschaftsimpressionen


Rotach an der Flugplatzstraße
Foto: Sanne Weber, Aufnahmedatum: 14.07.2019

Blick von der Rotachbrücke an der Flugplatzstraße:

 

nach Jahrzehnten im Kanal eingesperrt, versucht die Rotach sich wieder selbst zu renaturieren, indem sie kleine Kiesbänke, bewachsene Inseln und Stömungstöpfe ausbildet.

Solche Eigenschaften braucht jeder lebendige Fluss.

 

Steininseln bilden sich immer wieder in der Rotach, sehen aber nach jedem Hochwasser anders aus.

 

 

 


ZF-Parkplatz am Löwentalviadukt
Foto: Sanne Weber, Aufnahmedatum 27.07.2019

Der ZF-Parkplatz am Löwentalviadukt:

 

Im Sommer ein Glutofen ohne Schatten.

Auch die Karosserien der Autos heizen sich sehr auf, bei Hitzeperioden bis 40 °C ist der Aufenthalt dort fast unerträglich.

Es gibt keinen Mülleimer.

Hier wandert viel Abfall in die Böschungen der Rotach.

eine Matratze, viel Unrat und regelrechte Müllnester, gefunden am 21.09.2019 an der Rotachböschung des ZF-Parkplatzes Flugplatzstr.
eine Matratze, viel Unrat und regelrechte Müllnester, gefunden am 21.09.2019 an der Rotachböschung des ZF-Parkplatzes Flugplatzstr.


Brachfläche am Löwentalviadukt
Foto: Sanne Weber, Aufnahmedatum 27.07.2019

Diese versteckte Fläche zwischen B 31 und Rotach war vor der Maschinenmahd ein gelber Teppich vom Hornklee, der normalerweise von Juni bis in den September ununterbrochen blühen würde.

Hier wäre ein ideales Gebiet, auf dem sich mehrere Arten von Bläulingen und anderen Wiesen-Schmetterlingen wohlfühlen könnten, vorausgesetzt man würde höchstens einmal Anfang Oktober oder alle 2 Jahre mähen.

 

Nach dieser Mahd im Juli sah man allerdings keinen einzigen Schmetterling und die Eier und Larven dürften die Maschinenmahd  wohl auch kaum überlebt haben. Auch der Hornklee war für Wochen als Nektarspender ausgefallen.

 

Gefunden wurden hier aber etliche zerfetzte Snack- und Getränkeverpackungen, die der Wind wohl von der nah vorbeiführenden B-31-Böschung herübergeweht hatte, und die von den Mähmaschinen geschreddert wurden -  aber kein einziger Schmetterling.



Wer macht denn sowas?

Eine Eiche mit etwa 1 m Stammdurchmesser steht zwischen Rotach und dem Sportplatz des Berufsschulzentrums.

Leider wurde der Fahrradweg bis an den Fuß des Stammes asphaltiert.

Beschädigungen an der Rinde zeugen von gravierenden Verletzungen vermutlich durch unvorsichtige Fahrer.



da hat er noch Einiges vor, bis der Baum fällt. Hier war ein fleissiger Biber bei der Flussgestaltung am Werk
da hat er noch Einiges vor, bis der Baum fällt. Hier war ein fleissiger Biber bei der Flussgestaltung am Werk

Neben dem Flughafen-Regenablaufkanal (gegenüber Rundelmühle) entdeckten wir am 16.11. diese frischen Biber-Bissspuren.

Offenbar wandert er jedes Jahr 200 - 500 m weiter flussabwärts.

 

In einem sehr breiten und an den Aussengrenzen hochwassersicheren Rotachbecken könnte man dem Biber komplett die Gestaltung des Flussverlaufes überlassen.

 

Kostenpunkt für die öffentliche Hand: 0 Euro 

Ergebnis: eine variantenreiche, artenreiche, lebendige Rotach.

 

Wie das mit dem Baumstamm weiter ging, finden Sie in der Rubrik "Zwei- und Vierbeiner" in einem Artikel zum Biber.



Leserbrief an die Schwäbische Zeitung vom 25.07.2020 

 

An der Rotach zwischen Mündung und Messestraße fanden in KW 27, 2020 Mäharbeiten im Bachbett statt, die die Flusslandschaft in einen graubraunen Kahlschlag verwandelt haben. Alle dort noch lebenden Insekten, Schmetterlinge, in allen Entwicklungsstufen sind tot, schwer verletzt oder oder ihrer Nahrungsgrundlage beraubt. Die Brennesselfelder restlos platt gemacht, obwohl sie Lebensraum für mindestens 5 heimische Schmetterlinge sein könnten.

 

Was mir besonders unbegreiflich ist:

 

Gleichzeitig mit diesen Mäharbeiten weist die Stadt in ihrem aktuellsten Newsletter und ihrer Homepage darauf hin, dass solche Arbeiten nach § 43 NatSchG zwischen 1. März und 30. September zum Schutz von wild wachsenden Pflanzen und wild lebenden Tieren verboten sind. 


Auf der einzigen Wiese Friedrichshafens, am Löwentalviadukt, auf der letzte Woche noch mehr als 5 wildlebende Schmetterlingsarten flogen, auf denen noch Restbestände vom selten gewordenen großen Flohkraut und dem kleinem Wiesenknopf, 6 Kleearten und die wilde Karde vorkamen war heute alles dem Erdboden gleich gemacht – und wäre dem nicht genug, liegt da - neben vielem anderen Plastikmüll - eine vollgeschissene, achtlos aus einem Auto geworfene Pamperswindel, geschreddert und unrevidierbar in die Natur gemulcht.

Es gibt dort nichts zu mähen, was man – wenn überhaupt zwingende Gründe vorliegen – nicht auch im Oktober mähen könnte.

 

 

Hätte ich je vor, alle noch verbliebenen Schmetterlinge auf dem Friedrichshafener Stadtgebiet vollkommen auszurotten, würde ich genau so vorgehen. 


So könnte es auch an der Rotach aussehen: Beispiel Birkenweiher Tettnang

Der Birkenweiher im Tettnanger Wald ist ein überwachsener See aus der Eiszeit. Botanisch gesehen ein Kleinseggenried wird er extensiv als Pfeifengras-Streuwiese genutzt. Hierzu ist 1 x im Jahr im Spätherbst ein schonender Mahdschnitt mit leichtem Gerät  vorgesehen, der auch der Verbuschung vorbeugt.

 

Auf dem durchlässigen, nährstoffarmen Grund wächst eine extreme Vielfalt von Gräsern und Blumen, die aber kaum über 50 cm hoch werden.

Man findet hier aber noch Pflanzen, die es im Umfeld längst nicht mehr gibt. Um nur einige zu nennen: Augentrost, mehrere Enzian-Arten, Waldhyazinthe, Knabenkraut, Wollgras, Gamander, Alant viele Distelarten und Karden wie die Acker-Witwenblume.

Die große Pflanzenvielfalt ist auch Grundlage für die Entwicklung einer Vielzahl von Insekten, nicht zuletzt seltener Schmetterlinge, die hier noch ein echtes Refugium besitzen.

 

Alle der nebenstehenden Fotos sind vom 26.07.2020

Foto 1: Blick über den Birkenweiher

Foto 2: Wiesenstück

Foto 3: der kleine Sumpfwiesen-Perlmuttfalter mit nur 4 cm Spannweite, auch der Mädesüß-Perlmuttfalter wurde im Frühjahr hier schon gesichtet

Foto 4: ein imposantes Kaisermantel-Weibchen auf Bärenklau-Dolde

Foto 5: der seltene blauäugige Waldportier, Dutzende davon bevölkerten Ende Juli den Birkenweiher

Foto 6: ein unbestimmbarer hübscher kleiner Spanner 

Foto 7: ein Hauhechel-Bläuling

Foto 8: etwas unscharf auf einer Wiesenflockenblume im Vordergrund: die veränderliche Krabbenspinne, die keine Netze baut, sondern ihren opfern auf Blüten auflauert

Foto 9: im Randbereich der Lichtung ein kleines Waldbrettspiel

Foto 10: der dunkle Waldvogel oder Schornsteinfeger

Foto 11: ein imposantes Kaisermantel-Männchen mit 7 cm Spannweite

Foto 12: selbstverständlich ist der Birkenweiher auch Heimat für eine wimmelnde Schar von Heuschrecken- und Grillenarten bis hin zum großen Heupferd, hier eine majestätische Strauchschrecke

Foto 13: im Abflussgraben des Birkenweihers: der sehr seltene und streng geschützte Springfrosch

Foto 14: ein Wesen wie aus poliertem Metall: die Blindschleiche

An diesem Tag wurden noch viele andere Arten gesichtet, ließen sich aber nicht fotografieren.

 

Fazit für die Rotach: weniger ist mehr

- natürlich gewachsene Blumen und Kräuter stehen lassen. Naturschutz bedeutet zuvorderst: Finger weg! 

- höchstens 1 x jährlich im Oktober mähen, besser alle 2 Jahre

- die mageren, sandigen Schwemmland-Böden an den Rotach-Flanken bringen bereits eine natürliche Eignung für artenreiche Mager-/Trockenwiesen und Auwälder mit sich

- Pflanzen, die sich dort wohlfühlen, kommen von selbst, manchmal muss man aber warten, bis sich ein Gleichgewicht wieder einstellt

- Staunässe nicht durch Mähen verhindern, sondern durch unverdichtete, sickerfähige Böden

- natürliche Blühflächen niemals im Sommer mähen, sondern als Nektarspender und Raupennahrung stehen lassen

- hoher Wuchs zeugt von zuviel Nährstoffen im Boden 



Bild vom 29.06.2021:

Nach 2 schweren Unwettern am 23. und am 29.06. sollte man erwarten, dass die Wiese niedergeregnet und plattgedrückt ist. Das Gegenteil ist der Fall. Weder der Sturm noch der Regen konnten der aufrechten Haltung der Pflanzen etwas anhaben.

 

Bild 2: Foto vom 03.07.2021

Ausmagerung durch Nährstoffentzug hilft der Artenvielfalt, die Pflanzen teilen sich die raren Nährstoffe und bleiben insgesamt kleiner.

 

Auf dem Bild ist aber eine Fläche durch schweres Gerät verdichtet 

Das verursacht Staunässe und behindert Wurzelbildung.

Hier schaffen es nur Pflanzen, die mit hartem Boden und Wechselfeuchte klar kommen.

Der Boden weist vermutlich auch eine erhöhte Konzentration von Huminsäure auf, weil hier ein großer Holzstapel aus Biberverbiss gelagert wurde.

 



und am Wichtigsten: Müll keinesfalls in die Natur werfen und wenn er dort liegt, vor dem Mähen entfernen!