Das Pfrunger-Burgweiler Ried als Ursprung der Rotach (Zufluss des Bodensees als Teil des Gewässersystems Rhein) und der Ostrach (Zufluss der Donau) befindet sich zwischen den Ortschaften Ostrach und Wilhelmsdorf. Hier bieten auf ca. 2600 Hektar Land die Hoch- und Niedermoore, Bruchwald, Bannwald, Torfstichseen, Feuchtwiesen, überwachsene Seen und mineralische Inseln Lebensraum für über 1600 gefährdete oder zurückgekehrte Arten.
Aber das war nicht immer so. Wie an vielen Mooren und Gewässern wurde das Pfrunger Ried im Zuge der Industrialisierung um 1900 stark entwässert.
In einem EU-Naturschutzprojekt wurde das Pfrunger Ried in den Jahren 2002 - 2015 kontrolliert wiedervernässt.
9,9 Mio Euro sind in dieses Projekt geflossen, finanziert von Bund (65 %), Land BW (25 %), Stiftung Naturschutz Pfrunger-Burgweiler Ried (10 %).
Die Schutzgebiete werden betreut vom Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf, wo man sich auch in wechselnden Ausstellungen umfassend über das Moor informieren kann.
Adresse des Naturschutzzentrums Wilhelmsdorf:
Riedweg 3, 88271 Wilhelmsdorf
www.naturschutzzentrum-wilhelmsdorf.de
Noch mehr Informationen und Wissenswertes:
Forst BW-Broschüre zum Bannwald
Noch viel mehr Informationen und Weiterführendes:
Wikipedia - Pfrunger-Burgweiler Ried
Maßgeblichen Anteil an der Entstehung des heutigen Ried-Schutzgebietes war der Schwäbische Heimatbund, der mit der Gründung der Stiftung Pfrunger-Burgweiler Ried im Jahr 2002 den Grundstein legte für die Renaturierung und Wiedervernässung.
zur Homepage des Schwäbischen Heimatbundes
Alle Stillgewässer im Pfrunger Ried sind künstlich, bieten heute jedoch einer vielfältigen Amphibien- und Vogelwelt einen sicheren Rückzugsort und Lebensraum. Auch der Weißstorch ist hierher zurückgekehrt.
Lediglich der Lengweiler See bei Wilhelmsdorf ist als "Toteisloch" noch ein Zeuge vergangener Gletscherzeiten.
Mehrere sehr empfehlenswerte, abwechslungsreiche Wanderwege und Riedlehrpfade durchziehen das heutige Naturschutzgebiet. Der Blick über weite Wiesen wechselt sich ab mit verwunschenen Waldwegen auf federndem Untergrund. Überall findet man Aussichtspunkte, an denen sich der Blick für bemerkenswerte Eindrücke öffnet.
Besonders auf dem 2 km langen Verbindungsweg zwischen Ostracher Turm und Fünfeckweiher kann der Wanderer eintauchen in den natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen, der sich hier in allen Stadien zeigt. Die hier herrschende Stille - nur unterbrochen von Tierlauten und raschelnden Blättern - tut der Seele gut.
Der Ostracher Bannwaldturm wurde im Juni 2016 eröffnet.
Auf einem Betonsockel wurde eine offene Stahl-Holzkonstruktion errichtet. Das hierbei verwendete "Hightech"-Brettsperrholz besteht aus aus mehrlagigen Massivholztafeln kreuzweise verleimter Lamellen und weist eine extrem hohe Festigkeit und Formstabilität auch für anspruchsvolle Tragwerke aus.
Im Erdgeschoß befindet sich eine Ausstellung zum Naturschutzgebiet.
Über 219 Treppenstufen kommt man auf die knapp 40 Meter hohe Aussichtsplattform des Turmes. An klaren Tagen kann man von hier das gesamte Ried überblicken und bis zur 50 km entfernten Alpenkette sehen. Bei der Eröffnung war die Landrätin Stefanie Bürkle der Überzeugung, dass sich "mit intelligenter Planung Naturschutz, Tourismus, Wald- und Naturpädagogik erfolgreich verbinden lassen".
zum Südkurier-Artikel vom 5. Juni 2016 zur Eröffnung des Bannwaldturmes geht es hier
Bemerkenswert im Pfrunger Ried ist die herbstliche Vielfalt an Pilzen. Während man in den umliegenden Nutzwäldern nur noch vereinzelt Pilze findet und auch hier nur die Generalisten, begegnet man im Pfrunger Ried auf Schritt und Tritt Pilzformen von ungeahnter Schönheit und Vielfalt.
Ebenfalls bemerkenswert im Pfrunger Ried ist die Vielfalt an Moosen.
Über 170 verschiedene Moosarten wurden hier bislang gezählt.
Auf einer geführten Moosexkursion kann man innerhalb von 2 Stunden 40 verschiedene Arten von Moosen entdecken.
Moose können das bis zu 40-fache ihres Trockengewichtes an Wasser aufnehmen und speichern.
Klingelts da nicht beim Gedanken an den Hochwasserschutz?
Im Pfrunger Ried bieten sich dem Wanderer oder Radfahrer vielfältige Pfade oder geteerte Wege an, die auch zu allen rings umliegenden Ortschaften weiter führen.
Am nördlichen Ende in der Nähe der Ortschaft Burgweiler befindet sich ein kleines Freilichtmuseum, auf dem diverse Grenzsteine gezeigt werden.
In der mittig etwas versteckt gelegenen Riedwirtschaft, die einst den Torfstechern als Kantine gedient hatte, gibt es heute für den hungrigen Wanderer ab 17 Uhr einen sehr leckeren Wurstsalat.
Für Gruppen ab 10 Personen wird um Anmeldung gebeten.
Fragen, Interesse, Tipps, Kritik bitte an: naturpark-rotach(at)t-online.de