Zuerst müsste einmal klar definiert werden, was im Falle der Rotach "Renaturierung" bedeutet.
Bitte keine weitere Eindeichung:
Die bisherigen Studien und Vorplanungen der Stadt Friedrichshafen laufen in eine Richtung, deren vorrangiges Prinzip Planungen zum Hochwasserschutz waren. Hierfür sollten die weitere Dammerhöhungen und Spundwände vorgesehen werden.
Diese rein technische Planung klammert jedoch den Natur- und Artenschutz aus.
Bitte keine "Verrummelung":
Die Planungen des Büros Dreiseitl Überlingen mit Begehbarkeit des Flussbettes, Spiel und Lagerplätzen bergen die Gefahr einer Vermüllung und "Verrummelung" der Rotach. Ausserdem werden alle Arten künstlicher Einbauten in das Bachbett (z. B. Betonquader o. ä.) von uns kritisch gesehen. Ebenfalls kritisch sehen müsste man zusätzliche Brücken, wie sie anstatt dem Rundelwehr gepant wären, denn die könnten sich schon in kurzer Zeit wieder als zu eng herausstellen und den Fluss einsperren. Anstatt hier unnötig Geld auszugeben, sollte überlegt werden, ob nicht alle Brücken im Stadtgebiet um bis zu 7 m verbreitert werden können.
Sehen wir uns doch an, wie es woanders gemacht wird:
Frage an einen Gewässerhydrologen:
wie breit müsste die Rotach denn sein, damit sie selbst bei 100-jährigem Hochwasser und der Durchflussmenge von 117 cbm/sek nicht höher steigt, als 3 Meter?
Antwort:
dann müsste das Bachbett 7 m breiter sein als heute.
Der einzig vernünftige und gangbare Weg einer gleichzeitigen Hochwassersicherung und Renaturierung müsste diese Breite zum Ziel haben:
Ein 14 - 25 m breites Bachbett mit möglichst weit ausgedehnten Böschungen, flankierenden Streuwiesen und Auwäldchen wäre ein nachhaltiger
Hochwasserschutz. Auf lange Sicht gesehen sogar die billigste Lösung, obwohl dafür mindestens 5 der 10 Brücken auf Friedrichshafener Gemarkung deutlich erweitert werden müssten.
Das geht nicht? Kein Platz?
Es geht!
Auf dem Gemeindeareal Friedrichshafens befinden sich ca. 33 ha ebenerdige Industrieparkplätze. Diese Parkplätze sind größtenteils asphaltiert oder verdichtet.
Nachteile:
Platzersparnis ist nicht der einzige Vorteil, der beim Bau eines Parkhauses erlangt werden kann.
Mit einer speziellen Gestaltung des Parkhauses könnte man die Liste der Vorteile noch deutlich erweitern:
Solche Gestaltungelemente wären:
wir schlagen vor: Schaffung von 3 Parkhäusern um dadurch ausreichend Flächen frei zu machen für die Rotach-Renaturierung
Überbauung der Flächen 1, 4 und 6 mit 3 Öko-Parkhäusern,
dadurch werden die Flächen 2 und 5 frei für Flussrenaturierung. Zusammen mit Fläche 3 entstünde eine durchgehende Naturschutzfläche in einem Hochwasserbecken, die vom Wander- und Radweg des gegenüberliegenden Ufer aus eingesehen werden kann.
Trotz Verzichtes auf die vorgeschlagenen Renaturierungsflächen kann mit dem Bau der 3 Öko-Parkhäuser der derzeitige Parkraum von knapp 2000 Stellplätzenauf jeden Fall erhalten werden, bei kluger Parkhausplanung auf eine Anzahl von möglicherweise sogar 3000 Stellplätze erhöht werden:
Tabelle Parkflächenbilanz:
Bezeichnung Parkplatz (alle Parkplätze bislang nicht öffentlich zugänglich) |
Aktuelle Anzahl der vorhandenen Parkplätze |
Wegfall bei Renaturierung |
Parkplätze bei Überbauung durch Parkhaus |
Parkplätze nach der Renaturie-rung |
Renaturierte Fläche |
Fläche 6 ZF-Parkplatz Barbarossastr. Ost (zwischen B 31 und Barbarossastr) |
160 |
0 |
EG 160 + 3 Etagen 480
|
640 |
Dach- und Fassaden- begrünung 0,35 ha grünes Dach |
Fläche 5 ZF-Parkplatz Barbarossastr. West (zwischen B 31 und Rotach) |
287 |
287 |
0 |
0 |
ca. 0,7 ha (Wiese oder Streuobstwiese) |
Fläche 4 ZF-Parkplatz an der Klostermauer hintere Aistegstraße |
208 |
0 |
EG 208 + 2 Etagen 416 (Überflughöhe beachten) |
624 |
Dach- und Fassaden- Begrünung 0,45 ha grünes Dach |
Fläche 2.1 Messeparkplatz P 7 Nordteil, Zirkusplatz, LKW-Platz |
ca. 350 |
350 |
0 |
0 |
ca. 2 ha Auwald |
Fläche 2.2 Messeparkplatz P 7 Südteil, teilasphaltiert |
478 |
478 |
0 |
0 |
ca. 2,6 ha Auwald |
Fläche 1: ZF-Parkplatz am F+E Zentrum |
443 |
0 |
EG 443 + 3 Etagen 1.329 |
1.772 |
Dach- und Fassaden-Begrünung 1,41 ha grünes Dach |
Parkplatzbilanz |
1.926 |
795 |
|
3.036 |
|
Die Bilanz zeigt: würde man diese 3 Parkhäuser bauen, hätte man
Bei diesem Planungsvorhaben könnte sowohl die Industrie als auch der Tourismus als auch die verkehrsberuhigte Innenstadt profitieren.
Denn bisher sind die Industrieparkplätze nicht öffentlich nutzbar.
(Besondere Parkbedingungen für Pendler und sonstige Einstellbedingungen könnten zum allseitigen Nutzen ausgehandelt werden.)
Wählt man eine einfache Parkhaus-Ständerbauweise, liegen die Kosten pro geschaffenem Parkplatz bei ca. 3000 – 5000 Euro.
Barbarossastr., 640 Plätze gesamt: 1.920.000 - 3.200.000 Euro
Klosterparkhaus 624 Plätze gesamt: 1.872.000 - 3.120.000 Euro
F+E Parkhaus 1.772 Plätze gesamt: 5.316.000 - 8.860.000 Euro
Gesamtkosten für alle 3 neu zu bauenden Parkhäuser: ca. 9 - 14 Mio Euro
zur Info:
Sonstige öffentliche Parkhäuser in FN:
Altstadt: 383 Plätze
Sportpark 420 Plätze
Bahnhof/Franziskusplatz 252 Plätze
Am See 327 Plätze
nicht öffentliches Parkhaus in FN:
Industrieparkhaus der Zeppelin GmbH, Leutholdstr, ca. 1900 Stellplätze auf 5 Etagen (reserviert für Pendler der Industriebetriebe, keine Bürgerparkplätze), bislang unbegrünt, Baukosten 11 Mio Euro. (ca. 5.790 Euro pro Parkplatz)
Zur Gesamtsituation der Industrieparkplätze bot der Südkurier am 14. Juni 2019 einen umfassend recherchierten Artikel,
den Sie unter diesem Link finden.
Preisvergleich:
Das im Jahr 2011 erstellte Parkhaus + Parkfläche am Klinikum (etwas aufwändigere Ständerbauweise mit bunten Fassadenverkleidungen) kostete bei der Endabrechnung 2,6 Mio Euro
293 Stellplätze verteilen sich auf 4 Ebenen, dazu kommen 168 ebenerdige Stellplätze in einer komfortablen Breite von 2,5o Metern.
Rechnerisch wären das Kosten von 5.639 Euro pro Parkplatz.
Die Dämme könnten so deutlich niedriger gehalten werden.
Das Westufer könnte nun - auf Wegen oder Stegen - mit einem hochwassersicheren Rad- und Wanderweg versehen werden, während das Ostufer der Natur überlassen bleibt.
Diesen Grundsatz könnte man auf die gesamte Strecke entlang der Rotach anwenden und gleichzeitig mit einer Hochwassersicherung
einen Premium-Wander- und Radweg schaffen, der den Vergleich nicht scheuen muss,
da auf der anderen Seite Naturflächen erhalten und erweitert werden.
Wenn man sich exemplarisch nur einmal überlegt, welche Anstrengungen für den
Bau der B 31 neu zwischen Friedrichshafen und Immenstaad getätigt wurden in Form von Landkäufen, Umwidmungen, Ausgleichsflächen etc. fragt man sich schon,
warum so etwas nicht auch für eine Flussrenaturierung in Betracht gezogen werden kann?
Welchen Stellenwert geben wir dem Klima-, Natur- und Artenschutz
gegenüber dem Autoverkehr?
Die Grundidee hinter dieser Webseite, hier von Paul Fundel wunderbar schematisch dargestellt:
Die Westseite der Rotach als Erholungsraum, Wander- und Radweg für den Menschen,
die Ostseite als Reservat für Natur und Artenvielfalt.
Im Zuge einer Hochwasserplanung gut zu verwirklichen.
Fragen, Interesse, Tipps, Kritik bitte an: naturpark-rotach(at)t-online.de